Dienstag, 7. Dezember 2010

Lowlands

Die in Berlin lebende Schottin Susan Philipsz hat dieses Jahr den mit 25.000 Pfund dotierten Turner Prize gewonnen. Sie ist nicht nur die erst vierte Frau, die den Preis, der seit 1984 jährlich in London verliehen wird, gewinnt, sondern ein weiteres Novum ist auch die Tatsache, dass ihre Kunst zu weiten Teilen aus Klang besteht, also vollkommen immateriell ist. Ihr Werk 'Lowlands' ist als Klanginstallation konzipiert, die ursprünglich unter drei Glasgower Brücken eingerichtet war. Die Installation besteht aus drei, von Philipsz eingesungenen, Versionen eines alten schottischen Volksliedes. Diese werden leicht zeitversetzt an unterschiedlichen Orten abgespielt und evozieren so für den Hörer inmitten der Lautsprecher den Eindruck räumlichen Klanges. 

Klanginstallationen sind zwar kein wirklich neues Konzept - es gibt sie schon mindestens seit den 1960er Jahren, zum Beispiel von John Cage - allerdings ist diese Kunstform nun das erste Mal bei einer Preisverleihung für Bildende Kunst berücksichtigt worden.
Die fehlende Materialität von 'Lowlands' hat zur Folge, dass die Auszeichnung Philipsz' nicht unumstritten ist. So argumentiert die Künstlerin Jasmine Maddock: "Das ist keine Kunst, das ist Musik. Man vergibt doch den Mercury-Musikpreis nicht an Maler. Man sollte auch nicht den Turner-Preis an eine Sängerin vergeben." Allerdings finde ich gerade den Umstand, dass durch diese Nominierung die Grenzen Bildender Kunst in Frage gestellt werden, sehr interessant. So würde ich auch der Juryvorsitzenden Penelope Curtis zustimmen, die der Preisträgerin attestiert, es gelänge ihr, "den Besucher anders sehen zu lehren, indem sie ihn anders hören lässt."



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