Donnerstag, 20. Mai 2010

Draußenrocken IV: Phono Pop

Das fünfte Phono Pop findet nicht wie bisher in der Rüsselsheimer Festung statt, sondern auf dem Opel-Werksgelände. Seit am Donnerstag mit I Am Kloot der Headliner für den Festival-Samstag bekannt gegeben wurde, ist nun auch das Line-Up komplett (falls nichts unvorhergesehenes mehr passiert).

Neben der Band aus Manchester, deren Songwriter Johnny Bramwell von Pete Doherty als der talentierste, den England in den letzten 10 Jahren hervorgebracht hat, beschrieben wird, tummeln sich einige deutschsprachige aber auch internationale Hochkaräter im Line-Up. 
So zum Beispiel Konstantin Gropper, besser bekannt als Get Well Soon, an dessen Musik eigentlich schon seit dem Album "Rest Now Weary Head, You Will...", allerspätestens jedoch seit dem neuen Album "Vexations", kein Weg mehr vorbeiführt. 
Auch die Geschichte Friska Viljors hat sich in eine erfolgreiche gewandelt, seit sich Daniel Johansson und Joakim Sveningsson 2005 in einer Stockholmer Bar kennen lernten, wo sie versuchten ihre eben erst in die Brüche gegangenen Beziehungen zu ertränken.
Desweiteren sind Auftritte von Jochen Distelmeyer, Gisbert zu Knyphausen, den Japandroids und einigen anderen Bands angekündigt. 

Eckdaten: 
Rüsselsheim
17 Bands/ zwei Bühnen
9.7.-10.7.'10
26€ inkl. Camping

Anspieltipp:

Draußenrocken III: Les Eurockéennes

Das Festival Les Eurockéennes de Belfort findet schon seit 1989 auf der kleinen Halbinsel Malsaucy in der Nähe von Belfort im französischen Jura statt. Obwohl es eines der populärsten französischen Festivals ist, und nur etwa eine Dreiviertel Stunde von der deutschen Grenze entfernt stattfindet, ist es in Deutschland noch relativ unbekannt. 

An den drei Tagen vom 2. bis zum 4. Juli wird eine eklektische Mischung irgendwo zwischen Pop, Rock, HipHop und Electronica aufgeboten. Ich glaube dieses Jahr ist es auf keinem anderen Festival möglich, auf ein und derselben Bühne Broken Social Scene, LCD Soundsystem sowie Missy Elliott zu sehen. Diese Mischung stellt zumindest sicher, dass es musikalisch nicht zu einseitig zugeht, auch wenn sicher der ein oder andere Act dabei ist, den man auf so einem Festival eher nicht erwarten würde.

Eckdaten:
Malsaucy/Belfort
>70 Bands/5 Bühnen
2.-4.7.'10
95€ (3 Tage inkl. Camping)/ 42€ (1 Tag inkl. Camping)

Anspieltipp:

Mittwoch, 19. Mai 2010

Sprach.gewalt

Lord Chandos tritt eineinhalb Schritt näher an die massive Backsteinwand, er greift nach seinem Suppenlöffel, nicht Silber, Messing, geht auf die allzu geschundenen Knie, beginnt zu graben. Teile des Erdreichs und des zerbröselnden Walls auf seiner schweißbedeckten Stirn, er spricht: nichts. Eine Flöte, ein Klavier, Bob Dylan kopiert sich selbst und schreibt sich ab. Kerouac trinkt mit Rousseau eine trübe Suppe, in Eile, Joseph-Ignace Guillotin lächelt wissend. Plötzlich eine Spur Romantik, oh Mathild.


Album der Woche:
Hans Unstern - "Kratz dich raus"
(Nein, Gelassenheit / Staatsakt / Rough Trade)

Montag, 17. Mai 2010

Draußenrocken II: Immergut

Schon in knapp zwei Wochen, also am 28. und 29. Mai, findet das Immergut-Festival in Neustrelitz (irgendwo hinter Berlin links Richtung Ostsee, da wo die vielen Seen sind) statt. Zum 10jährigen-Jubiläum im letzten Jahr war es mit 5000 (nicht 50000, 5000!) Besuchern zum achten Mal in Folge ausverkauft. 

Auf der Bühne gibt es dieses Mal auch wieder (fast) alles, was unter Indie-Nerds Rang und Namen hat, zu bestaunen, beispielsweise die herrlich-trashigen Bonaparte, die diesen Sommer auch bei einigen anderen Festivals abräumen werden, die Weilheimer Helden von Lali Puna, die erst neulich wieder aus der Versenkung auferstanden sind, und die erst vor kurzem schon hier bejubelten Efterklang.

Ein grandioses Festival, das mittlerweile in Deutschland schon fast sinnbildlich für Festivalkultur abseits der Massenfestivals steht. Schade nur, dass das nach einem Milchabfüller benannte Festival in der tiefsten vorpommernschen Provinz und nicht hier im Süden stattfindet. Aber so hat es immerhin einen passenderen Namen als Breisgaumilch-Festival!

Eckdaten:
Neustrelitz
ca. 25 Bands/2 Bühnen
28.-29.5.'10
45€ inkl. Camping/Parken

Anspieltipp:

Samstag, 15. Mai 2010

Draußenrocken I: Southside

Im ersten Teil meines Festival-Überblicks möchte ich das Southside in Neuhausen ob Eck bei Tuttlingen vorstellen. Ihm gebührt die Ehre diese Reihe zu eröffnen, da es mein erstes großes Festival war und ich gewissermaßen mit ihm aufgewachsen bin. "Aufgewachsen" trifft es eigentlich ganz gut, denn als ich 2004 das erste Mal dort war, gab es 45 Bands auf zwei Bühnen zu sehen - heute sind es über 60 auf vier Bühnen! 
Womit ich auch schon beim ersten Negativpunkt bin. Seit ich das Southside kenne, und ich war noch nicht einmal vom Anfang 1999 an dabei, wurde es jedes Jahr größer, die Menschenmassen erdrückender und der Ticketpreis höher. Daher wird für mich seit einiger Zeit die Entscheidung für das Southside zunehmend schwieriger. Aber obwohl ich die letzten Jahre immer gezögert habe, mir ein Ticket zu kaufen, bin ich doch jedes Jahr wieder dort gelandet. 



Meistens waren die Bands dafür ausschlaggebend. So waren trotz der - durch das überaus eklektische Lineup bedingten - kleineren und größeren Ausrutscher (Within Temptation?), immer zu viele hochwertige Bands vertreten, um nicht im Juni Richtung Bodensee zu fahren.
Dieses Jahr ist es nicht sehr viel anders als bisher: Zunächst Frust wegen der vierten Bühne, die meiner Meinung nach das Festival nur unnötig weiter aufbläht - anstatt mehr Bands gibt es nur noch mehr Überschneidungen. Dann der Ärger über die Headliner. Mit Massive Attack und den Strokes spielen am Freitag zwar zwei Bands von internationalem Format auf - auch wenn diese ihren Zenit meiner Meinung nach schon seit geraumer Zeit überschritten haben. Die Headliner an den anderen beiden Abenden würden bei anderen großen Festivals wohl bestenfalls Slots am späten Nachmittag belegen. Billy Talent, Mando Diao und die Beatsteaks mögen zwar ganz nette Bands sein, wirken neben den Headlinern der vergangenen Jahre aber eher lachhaft. 



Nichtsdestotrotz werden auch einige Perlen, wie etwa Vampire WeekendKashmir und Phoenix zu sehen sein, darüber hinaus die wieder vereinten Stone Temple Pilots, Plattendreher-Gott Erol Alkan und viele weitere.

Meine Prognose also: wieder hingehen (wie jedes Jahr), aber kein Festival-T-Shirt kaufen (wie jedes Jahr)!




Eckdaten:
Neuhausen ob Eck
>60 Bands/4 Bühnen
17.-21.6.'10
120€ inkl. Camping/Parken







Anspieltipp:

ein bisschen Farbe in den Tag

Malerei von Yago Hortal.





via.

Freitag, 14. Mai 2010

mehrklang

Schon seit Dienstag und noch bis kommenden Mittwoch, also vom 11.-19.5., läuft in Freiburg das Mehrklang-Festival.
Mehrklang, das ist die "Gesellschaft für Neue Musik in Freiburg", die ihr sujet wie folgt beschreibt:
"Neue Musik ist Klang und was klingt, will gehört werden. Manchmal müssen dafür gewohnte Pfade verlassen, die eigenen Sinne geschärft und Mut gegenüber unerwartetem gezeigt werden. Neue Musik unterscheidet sich darin also nicht besonders von anderen Abenteuern."



Die nunmehr dritte Auflage des Mehrklang-Festivals findet unter dem Thema "Das Eigene - das Fremde. Das Andere - das Neue" statt und verspricht somit wirklich einige neue Perspektiven auf zeitgenössische Musik und Kultur im globalen Dorf.

Heute Abend findet im Kulturpark in der Haslacherstraße die "Lange Nacht der elektronischen Musik" mit Konzerten, Klang-Video-Installationen sowei Klangskulpturen verschiedener regionaler und überregionaler Künstler statt.
Das gesamte Programm des Festivals findet sich im Mehrklang-Kalender.

Draußenrocken

Auch wenn man ihn bisher nur als ganz verschwommene Gestalt am Horizont erkennen kann, so steht doch der Festival-Sommer vor der Tür! 


Schon Ende Mai eröffnen das mittlerweile mit seinen 11Jahren ja schon fast altehrwürdige Immergut und das kostenlose Abifestival in Lingen die diesjährige Saison. Und dieses Jahr ist etwas passiert, was mir die letzten sechs Jahre nicht vorgekommen ist: Es ist schon Mitte Mai und ich habe noch kein einziges Festivalticket gekauft! Finanzkrise? Weltuntergangsstimmung? Nihilismus? Nein, viel einfacher: ich habe einfach noch absolut keinen Plan, wo ich diesen Sommer hin soll!

Und deswegen will ich hier in den nächsten Tagen einige besuchenswerte Festivals vorstellen, weniger um euch und mehr um mich selbst auf sie aufmerksam zu machen.

Vielleicht habt ihr ja noch den ein oder anderen Tipp für mich und könnt meinen Festivalhorizont erweitern? Und vielleicht bekomme ich hier irgendwann demnächst auch mal wieder ein kleines Gewinnspiel zu Stande, also bleibt dran!

Donnerstag, 6. Mai 2010

good morning sunshine!



Niobe.

Mittwoch, 5. Mai 2010

Dudero

Es wäre ja eigentlich fast schon cool genug, dass es bei Ikea eine Lampe namens Dudero gibt - wenn sie nicht so erbärmlich, armselig, traurig und fad aussehen würde! Aber Rowans brilliant einfacher Ikea-hack holt einfach das maximale raus. Ich glaube, ich sollte meine Einstellung zu diesen blöden, mit Papier umhüllten Dingern, die überall rumstehen und hängen, grundlegend überdenken. 
Man sollte eine Gang gründen, die es sich zur Aufgabe macht, sämtliche Ikea-Lampen der Welt auf diese Weise zu retten! Arrrr!


Photos: Rowan

Montag, 3. Mai 2010

All tomorrow's parties II

Robin Proper-Sheppard wohnt zwar nicht im White Rabbit, jedoch trägt seine Solo- und Akustiktour den schönen Namen "At home with Sophia". Nicht nur der Titel, sondern auch der Hinweis, man könne gerne seine eigene Sitzgelegenheit mitbringen, verspricht ein ziemlich gemütliches Konzert.
Die Songs aus mittlerweile 14 Jahren Bandgeschichte werden am Donnerstag unverstärkt und auf das wesentliche reduziert präsentiert. Schade, so ein paar Streicher hätte er gerne mitbringen können, aber es wird sicher auch so ein famoses Konzert!



















Gleich am Tag darauf gastieren dann die Dänen von Efterklang in Freiburg. Eigentlich für das Atlantik gebucht, das aber wohl zu klein wäre, weswegen sie nun im Stadttheater die Songs ihrer bisher drei Alben darbieten. Hier das grandiose Video zur neuen Single "I was playing drums".

Efterklang - I Was Playing Drums (Official Video) from End of the Road Films on Vimeo.

Wer danach konzertemäßig noch immer nicht befriedigt ist, kann einen radikalen Stilwechsel einschlagen und sich am Samstag Volker Racho aka Dönertella Versace aka Daniel Larusso aka Dendemann im Jazzhaus anschauen. Dessen neues Albem "Vom Vintage verweht" changiert zwischen 80er-Jahre-Fernsehn und Tocotronic-Zitat (in "Papierkrieg"). Aber eins bleibt gleich: die richtige Mischung Rap'n'Roll. 

Samstag, 1. Mai 2010

Weltende

Dem Bürger fliegt vom spitzen Kopf der Hut,
In allen Lüften hallt es wie Geschrei. 
Dachdecker stürzen ab und gehn entzwei 
Und an den Küsten - liest man - steigt die Flut.

Der Sturm ist da, die wilden Meere hupfen 
An Land, um dicke Dämme zu zerdrücken. 
Die meisten Menschen haben einen Schnupfen. 
Die Eisenbahnen fallen von den Brücken. 

(Jakob van Hoddis, 1911)